Sonntag, 23. August 2015

Santdiago de Compostela

Hier erst noch ein  Bild von Sanxenxo, wo wir vor dieser unglaublich belebten Bucht geankert haben und den spanischen Tourismus hautnah erlebt haben.  Motorboote, Jetskies, und alles was sonst noch einen Motor hat, hat uns das Leben schwer gemacht. Jeder Einzelne von ihnen hat so viel Schwell erzeugt, dass es kaum zu ertragen war. Das ist ein Ort, wo man nicht länger bleiben möchte.
Also sind wir gleich am nächsten Tag nach Vigo gesegelt.

 Vigo ist die größte Stadt Galiciens und eine wichtige Universitätsstadt. Wir kommen Samstag Mittag an und wundern uns, dass die Stadt wie ausgestorben ist. Wir machen im Stadthafen fest und sind erstaunt, wie viel Platz hier ist. Kein ausländisches Boot, kein Hafenmeister, keiner möchte Hafengeld, alles macht einen verlassenen Eindruck. Die Duschen finden wir nur durch Zufall und an eine Waschmaschine ist gar nicht zu denken. Wir entscheiden uns dennoch hier zu bleiben, da für morgen über 35 Kn Wind angesagt sind.
Gegen Abend machen wir uns auf und suchen die Altstadt. Und siehe da, je später es wird, um so mehr füllen sich die Straßen und das Leben beginnt. Selbst die Geschäfte öffen gegen 19:00 und es herrscht eine rege Betriebsamtkeit. In der Altstadt mit seinen engen Gassen und vielen urigen Kneipen und Restaurants fangen wir an die Stadt zu mögen.
Sonntag fahren wir mit dem Zug morgens schon um 7:00 nach Santdiago de Compostela. Wir wollen  ja die Frühmesse nicht verpassen. Die Temperaturen haben einen Sprung von 20 Grad nach unten gemacht und dazu gesellt sich noch Regen, gepaart mit dem angesagten Wind. Um 8:30 erreichen wir den Bahnhof von Compostela und wundern uns über die Größe der Stadt.Wir hatten eigentlich einen kleinen beschaulichen Wallfahrtsort erwartet, der dominiert wird von Pilgern mit Rucksack und Wanderstiefel. Was wir sehen sind Hochhäuser und Geschäfte, die jede Großstadt aufzuweisen hat. Wir suchen die Altstadt. Durch verwinkelte Gassen, die um diese Uhrzeit noch verschlafen wirken, finden wir den Dom. Noch ist nicht viel los, die Pilgermesse findet erst um 12:00 statt. Also erkundigen wir uns nach dem Wie und Warum und was Santiago so berühmt gemacht hat.
Man nimmt an, dass die Gebeine des heiligen Jakobus, der 44 n. Chr. durch Herodes geköpft wurde, über Umwege nach Santiago gekommen sind und hier angeblich begraben liegen. 820 hat man das angebliche Grab entdeckt und ab 840 hat sich daraus ein Wallfahrtsort entwickelt. Schon um 1075 wurde Santiago neben Rom und Jerusalem zum bedeutensten Wallfahrtsort der Christenheit. Das alles ist schon sehr beeindruckend, wie sich die Stimmung der Gläubigen bis heute fortgesetzt hat und wie viele Menschen zu Fuß, mit dem Rad oder wie wir mit dem Boot..... hier her kommen.


Der Blick in das Innere der Kirche lässt einem den Atem stokken. So viel Gold und Glanz sind für meine Vorstellung einfach zu viel für einen Pilgerort der einem Menschen geweiht ist, der vor mehr als 2000 Jahren versucht hat die Spanier zur Christenheit zu missionieren. Von Bescheidenheit und Demut ist hier nichts zu spüren. Ob dieses Ausmaß der Glorifizierung von dem Betroffenen so gewollt wäre??? Hier schwebt Jakobus über einem Altar der von Engeln getragen wird. Jeder der das Bedürfniss hat, darf zu Ihm aufsteigen und einmal seine Arme von hinten um ihn legen. Um 12:00 soll die Messe stattfinden. Wir gehen schon 1 Std vorher in die Kirche in der Hoffnung einen Sitzplatz zu bekommen. Leider waren wir zu spät und mussten eine Stunde warten bis es dann los ging. Der Erzbischof von Santiago mit 25 anderen Geistlichen hat die Messe gehalten. Es waren ergreifende Momente, so viele inständig gläubige Menschen in dieser Atmosphäre mit dem Orgelspiel und dem eindringlichen Gesang der männlichen-Geistlichkeit zu erleben.

Der Weihrauchkelch im Vordergrund des Bildes ist der größte dieser Welt und wird nur im Heiligen Jahr benutzt.
Vorwiegend junge Menschen aus der ganzen Welt kommen hier her. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte. Alle zusammen haben ihren Glauben und Ihre Gemeinschaft. Wenn das alleine zur Völkerverständigung beiträgt, war die Reise zu diesem Ort nicht umsonst.
Im übrigen gibt es nach heutiger Geschichtsforschung keinen Hinweis dass die Reliquien und die ganze Geschichte echt sind. Wir sind noch damit beschäftigt die Erlebnisse, auch unter diesem Gesichtspunkt, zu bewerten. Das größte Marketingprojekt der Geschichte?
Auf jeden Fall werde ich immer wenn wir Jacobsmuscheln essen an diesen eindrucksvollen Ort zurückdenken

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen