Montag, 29. Februar 2016

Noch 650 Meilen nach Frz Guiana; 9ter Tag

Seit dem 21.02. sind wir nun auf See. Unsere Etmale waren bisher meist über 150 sm (pro Tag). Für nur zwei relativ kleine Vorsegel, die wir meist auch noch etwas gerefft haben, sind wir sehr gut voran gekommen. Es herrschten fast immer mehr als 20 kn Wind. Das ändert sich jetzt. Laut Wetterbericht werden wir für die letzten Tage 10-15 kn Wind bekommen. Weniger sollte es auch nicht sein, sonst schaukelt es mehr, als es voran geht. Also super Bedingungen. Mittlerweile ist es unter Deck tagsüber ziemlich warm-wir nähern uns dem Äquator, das merken wir deutlich. Das Deck ist morgens immer total naß und es liegen immer tote fliegende Fische an Deck.
Britta geht es leider nur selten richtig gut. Wir drücken ihren Grad des Wohlbefindens in Prozent aus. Sie schafft es oft auf 80%. Richtig Seekrank war sie bisher nicht. Da haben die verschiedenen Mittel gegen Seekrankheit eigentlich ganz gut geholfen.
Noch 5 Tage, wenn es gut läuft.

Sonntag, 28. Februar 2016

Halbzeit

Heute haben wir nach 909sm Halbzeit.6 Nächte und 7 Tage liegen hinter uns. Der Wetterbericht hat sein Wort gehalten, Wind aus NO immer zwischen 15 und 25 Knoten. Wellenhöhe bei max.3,50m., allerdings nicht unbedingt die vielversprochene lange Atlantikwelle, sondern leider Wellen aus allen Richtungen. Da kommt schon mal das Gefühl der Achterbahnfahrt im Schüttelbecher auf. Festhalten ist angesagt. Wir schlafen in zwei Abschnitten. Jens geht in der ersten Runde bis Mitternacht ins Bett und ich darf dann den Rest der Nacht ausschlafen. Tagsüber versuchen wir dann den, wegen zu hohen Wellengangs ausgefallenen Schlaf nachzuholen. Die restliche Zeit des Tages verbringen wir mit lesen und damit uns um das leibliche Wohl zu kümmern. Dabei hat der Barakuda unseren Speiseplan bereichert. Drei Kilo Fischfilet: Den ersten Tag Barakudafilet auf lauwarmen Linsensalat, dann Barakuda in Bananen-SüßkartoffelCurry und heute gab es Nudeln mit Barakuda mediteran. Morgen dann gebeizten Baracuda a la graved Lachs (Liebe Anke, vielen Dank für das Rezept.) Die Angel bleibt jetzt erstmal in der Achterkoje...
Es wird deutlich wärmer und die Luft wird tropisch feucht. So werden wir langsam vorbereitet auf das kommende Klima vor Ort.
Jens fragt sich schon länger warum wir eigentlich in der Regenzeit, wenn die Luftfeutigkeit und die Mückenplage am ausgeprägtesten ist,
in tropische Länder fahren? Das klären wir, wenn wir dann endlich da sind.

Freitag, 26. Februar 2016

Noch 1085 Milen bis French Guiana

Heute Nacht hatten wir wieder viel Welle und das bleibt nach Vorhersage noch bis Mittwoch so. Danach wird es wohl eher schwach windig werden. Also versuchen wir uns etwas weiter südlich zu halten um dem Flautenbereich zu entgehen.
Unseren Wetterbericht bekommen wir täglich von Intermar e.V., einer Vereinigung von Amateurfunkern die anderen Amateurfunkern, die wie wir mit Schiffen in der Welt unterwegs sind, via Kurzwelle ihren Service täglich 2mal anbieten. Das ist eine tolle Sache. Zum Einen spricht man mit netten Leuten und zum Anderen findet man hier Rat und Informationen.
Vorgestern haben wir einen japanischen Fischkutter, oder besser gesagt eine Fischfabrik, gesehen. Was dabei blöd ist, fischende Fischer haben immer Vorfahrt. Wenn sie dann den Fischschwärmen hinterherjagen verändern sie ihren Kurs und ihre Geschwindigkeit alle paar Minuten und nehmen auf uns dabei keine Rücksicht. Das führt dann vor allem Nachts zu fluchtartigen Kursänderungen bei uns und wird gar nicht langweilig. Ein Abstand von 3 sm ist da zu wenig. Die schleppen ggf. kilometerlange Netze hinter sich her, die uns gefährlich werden könnten. Wir sind also sehr zufrieden, wenn wir tagelang niemanden sehen und wissen, dass wir allein auf See sind.
Das Land ist ja auch nur 5 km weit weg-unter uns ;-)).

Donnerstag, 25. Februar 2016

Zeit

In Deutschland ist es jetz 10:40, das ist UTC-1. Britta nennt das Gambach Zeit (Mitteldeutschland)
Die Kommunikation an Bord läuft nach UTC (Greenich time)
Wir befinden uns zur Zeit auf 34 Grad West, das bedeutet hier herrscht UTC+2. Das plus 2 kommt, wie die Standardzeit selber, aus England, der damalig vorherrschenden Seemacht. Das bedeutet addiere 2 Stunden zur Ortszeit und du erhältst UTC. Weil nan damals auf See eben wissen wollte wie spät es in England war. Na super, also schaue ich auf das Funkgerät und ziehe von der dort angezeigten UTC zwei Stunden ab und hab die Bordzeit für den Breitengrad der Zone UTC+2.
Dafür muss man Engländer sein (sorry Angela and Chas ;-)).

Ist das wichtig für uns? Wie lange hab ich jetzt geschlafen? Britta, wie spät ist es? UTC?
Gestern gegen 18 Uhr Bordzeit hat Britta einen großen Barrakuda gefangen. Das Tier war gut 1,2m -1,3m lang und echt schwer.
Schwer an der Angel einzuholen und auch vom Gewicht. 3-4 Kg Fischfilet liegen jetzt im Kühlschrank. Die nächsten Tage bleibt die Angel drin. Das Foto dazu reichen wir nach.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Gedanken in der Nacht

01:15 UTC, 24. Februar. Unsere Position: 14 Grad 02 Minuten Nord; 032 Grad 27 Minuten West
Britta ist gerade ins Bett gegangen. Wir kommen bestens ohne Wacheinteilung aus. Es gibt nur einen Plan. Der besagt, durchzuhalten so lange es eben geht. Zur Belohnung gibt es dann morgens das Gefühl ein Held zu sein! Ha, Ha, ich hab dir eine schöne Nacht geschenkt! Es läuft wirklich gut... Bis auf den vollen Kaffeebecher, der, als er von der Cockpitbank rutschte, gezielt kräftig nach oben absprang, mit leichtem Effé die gegenüberliegende Wand in Höhe des Schlafzimmerfensters traf (das die Größe zweier Handflächen hat) und seinen Inhalt nicht nur auf die gesamte Wand in der Achterkoje sprenkelte, sondern auch unseren schönen Beansack, dass ist ein mit Styroporkugeln gefülltes Kissen, erstaunlich nass und dreckig machte. Manchmal passt eben alles.
Mit den Passatsegeln und der Windsteueranlage muss man eigentlich nur noch aufpassen nicht hinzufallen, irgendwo gegenzustossen und nichts zu verschütten. Die Wellen sind meist so um die 3m hoch und manchmal, so wie jetzt gerade, recht harmonisch. Das kann nicht viel besser sein... Ausser der zunehmenden Feuchtigkeit und der seit heute Nachmittag vollständigen Bewölkung. Wir haben doch Sonnenschein gebucht.
Nun noch ein paar Fakten: Wir segeln nur mit zwei meist gerefften Vorsegeln. Unsere Etmale liegen bei 145sm im Mittel-noch 10 Tage bis Südamerika. Seit 10 Tagen leben wir auf LILI ausschließlich mit Solarstrom aus unseren zwei festinstallierten (100 und 75 W) und einer mobilen 30 W Solarzelle. Damit betreiben wir alle Verbraucher inkl. Kühlschrank. Das ist eine prima Sache.

Dienstag, 23. Februar 2016

Atlantiküberquerung Tag 2

Heute ist der zweite Tag auf See. Die Wetterorhersage hat sich an unsere Abmachung gehalten. Ständige 15-25 Kn Wind aus NO. Einzig die Welle die uns immer noch hin und her wirft. Wir müssen lernen keine Tasse unbeaufsichtigt stehen zu lassen, sonst ergießt sich der Kaffee durch Fenster im Niedergang auf das Bett. Mahlzeiten jeder Art nur noch aus tiefen Tellern, sonst landet es nicht da wo es hin soll. Die zweite Nacht war allerdings schon besser als die Erste. Von Routine können wir noch nicht sprechen.
Damit unser Speiseplan für die nächsten Tage frischen Fisch vorsieht, haben wir gestern einen Angelversuch gestartet. Nach einer halben Stunde rutsch die Schnur mit viel Schwung aus. Am Ende der Schnur sehen wir einen richtig großen Fisch mehrmals aus dem Wasser springen, und plötzlich war er weg. Heute morgen das Gleiche noch mal, diesmal ein kleinerer Fisch, gerade richtig für uns zwei. Der hat es allerdings verstanden sich aus dem Kescher zu befreien. Pech für uns. Bis jetzt haben wir abwechselnd alle Köder für ein paar Stunden erfolglos hinter uns her gezogen, allerdings glauben wir, dass wir mit 7-8 Kn auch etwas zu schnell sind.

Montag, 22. Februar 2016

1ter Tag auf See

Nachdem wir von Sybilla, Christine, Stefan und Wolfgang herzlich winkend aus Mindelo verabschieded wurden, haben wir um 10:00 UTC den Hafen verlassen. Als Passatbesegelung haben wir zwei gleichgroße Vorsegel (Genoa 3) auf das Profilstag der Rollfock gezogen.
Diese Anordnung ist mit zwei Spibäumen, vor dem Wind sehr praktisch. Kein Großsegel, das klappert und bestmögliche Stabilität im Schiff. Wir segeln damit defensiv und achten wenig auf schnelles segeln. Das Etmal lag bei 125sm.
Nicht so gut ist das allerdings, wenn der Wind dann nicht genau von hinten kommt. Das hatten wir aber bis jetzt nur phasenweise und wir sind immernoch gut auf Kurs. Die Windsteueranlage steuert einfach klasse und wir brauchen uns nicht um LILI zu kümmern. Britta hat in Mindelo für 3 Tage vorgekocht und entsprechend haben wir feines Futter. Hauptaufgabe ist wieder den Schlafmangel auszugleichen. Durch den Schichtbetrieb versuchen wir beide zu schlafen zu Nichtschlafenszeiten.

Samstag, 20. Februar 2016

Nun geht es los

Der Wetterbericht zeigt nur gutes Reisewetter für die nächste Woche.
Wind um die 20 Kn, besser kann es nicht sein. Wir haben unser Reiseziel allerdings überdacht. Es geht nach Saint Laurent du Maroni in Frz. Guyana. Dort gibt es seit 2015 eine neue Marina mit 20 Bojenplätzen...soll sehr schön sein. Aber, wer weiß bei so einer Reise schon wann und wo wir ankommen.
Wenn die Technik es erlaubt, schreiben wir unseren Blog via Kurzwelle....
Wir vermuten, dass wir am 6.03. ankommen.
Morgen früh geht es los!

Donnerstag, 18. Februar 2016

Bad Luck

Die letzten Tage in Mindelo. Wir helfen Christine und Wolfgang ihr gebrochenes Vorstag zu reparieren, haben eine nette Zeit im Hafen, bzw. an der Mooring und haben nun auch die letzten elektronischen Problemchen erfolgreich behoben. Lili ist sozusagen topfit für die anstehende Atlantiküberquerung. Gestern waren wir dann mit Sybilla und Stefan (die Beiden sind auf unbestimmte Zeit auf ihrem Katamaran unterwegs)  im nahegelegenen San Petro. Dort gibt es ein sehr gutes Restaurant. Wir hatten einen wirklich schönen gemeinsamen Abend. Dann der Schreck im Hafen. Unserem Außenbordmotor fehlte die Abdeckhaube. Ich dachte Böses. Aber die Festmacherleine eines Nebenliegers hatte im Schwell die Haube abgerissen..... Da wir nicht genau wissen, ob sie wie ein Stein untergegangen oder abgetrieben ist, sind wir heute in aller Frühe mit der Tauchausrüstung wieder in die Marina. Leider erfolglos. Das Hafenwasser ist aufgewühlt und trüb und ohne Brille bleibt mir vielleicht 1,5m Sicht.
Nun müssen wir den Motor mit Plastiktüten gegen Spritzwasser und Regen schützen-Pech!
Aber der wird nun wohl kaum noch geklaut.
Samstag soll es losgehen. Bis dahin wird eingekauft und klar Schiff gemacht. Der Wüstenstaub liegt überall milimeterdick und  Süßwasser zum Waschen wird im Kanister geholt. Das wird nicht langweilig.

Montag, 15. Februar 2016

Verhext

Nachdem nun der neue Autopilot zu funktionieren scheint und das hoffentlich auch dauerhaft, waren wir schon im Abreisemodus. Schiff wurde abgewaschen, Wasser getankt, Wäsche gewaschen und eingekauft. Wir waren froh endlich auch zur langen Reise aufbrechen zu können und unsere Verabredung mit Carol und Jim in Suriname wahr zu machen.
Dann hat jedoch ein Blick auf das Wetter alle Planungen zu nichte gemacht. Ein ausgedehntes Hochdruckgebiet über dem gesamten Atlantik bringt viel Wind mit sich, sodass der vorherrschende Passatwind so viel Rückenwind bekommt, dass für die nächste Woche dauerhaft ca. 30 Kn gemeldet sind. Und dass nicht nur hier, sondern auf der gesamten Strecke. Also haben wir aus Rücksicht auf Mensch und Material beschlossen ab zu warten wie sich das Wetter entwickelt.
Apropos Material, die letzten Tage im Hafen herrschte schon viel Wind und alle Schiffe, einschließlich des Schwimmsteges gingen ordentlich hin und her. Lili ruckte in die Leinen, so dass der neu gekaufte Ruckfender  leider durchriß,  die Klampe am Steg abriß und die Leinen ihre beste Zeit hatten. Um nicht noch mehr Verluste hinnehmen zu müssen, haben wir den Liegeplatz gegen eine Mooring ( das ist ein Betonklotz auf dem Grund, der an der Oberfläche des Wassers einen Ball mit Leinen dran hat, an denen man das Schiff anbinden kann )  getauscht. Kaum waren wir an Bord und hatten das Beiboot aufgeblasen, hat eine Böe das Beiboot so in die Luft geschleudert, dass es sich oberhalb der Bordwand gedreht hat.  Seit gestern haben wir durchgehend ca 25-30 Kn Wind, mit plötzlichen Fallböen von 40Kn. Ab jetzt wird der Landgang zum einmaligen Erlebniss und  daher sorgfältig geplant. Rudern geht bei dem Wind gar nicht mehr und der Motor darf auch nur am Boot befestigt sein wenn wir drin sitzen. Sonst ist die Gefahr des Kenterns zu groß. Das würde der Außenborder nicht gut finden..
Gestern waren die Strassen der Stadt abgesperrt. Alles deutet auf ein großes Ereigniss hin. Hunderte von Menschen säumten die Strasse. Als es dunkel wurde, tönt die gewohnte laute Karnevalsmusik. Pechschwarz angemalte, als Afrikanische Ureinwohner mit Baströckchen verkleide Männer  tragen Holzsärge ins Wasser und waschen sich mit großem Theater ihre Bemalung ab. Das ist ein Ritual, das zum Einen das Ende der Sklaverei beschreibt und zum Anderen den Karneval beerdigt.

 Aktuell sagt der Wetterbericht keine Änderung des starken Windes voraus. Das heißt die nächsten 2 Wochen weiterhin viel Wind. Im Wesentlichen erstreckt sich der starke Wind allerdings nur auf die ersten 50-100 Meilen rund um die Kap Verden. Uns Schrecken allerdings auch noch die hohen Wellen.
Mal sehen, wann unsere Geduld am Ende sein wird?

Sonntag, 14. Februar 2016

Die Geschichte vom Autopiloten

Es war einmal ein Autopilot der je nach Laune mal funktionierte oder nicht. Daraufhin wurde er in Wedel zu einem Spezialisten geschickt, der ihn untersuchen sollte. Das hat dem Piloten gefallen und er hat brav funktioniert. Die Besitzer sind mit dem braven Autopiloten wieder nach Gran Canaria gefahren und haben ihn wieder dort eingebaut wo er hin gehört. Nach 4 Tagen auf See mit vielen Wellen und Wind ist es ihm wohl zu viel  geworden und er ist so krank geworden, dass er sich nicht mehr erholt hat. Die Besitzer , Britta und Jens,  machten sich große Sorgen was nun werden soll. Sie befinden sich mit ihrem Schiff mitten auf dem Atlantik und wollen eigentlich noch ca. 2000sm weiter nach Westen segeln. Wo sollen sie mit dem kranken Piloten hin und wo ist jemand der ihnen helfen kann? Erfreulicherweise  gibt es auf den Cap Verden in Mindelo einen erfahrenen Spezialisten. Nach 2 Tagen kommen sie auf dieser für sie ungewöhnlichen Insel an. Der Spezialist ist leider nicht zu erreichen, da Feiertag und dann das Wochenende folgt. Also frühestens in 3 Tagen. Das war am 22.01.2016.
Montags bemüht sich Jens um den Spezialisten und lernt Gilson,  einen netten jungen Mann mit einem bestechendem Lächeln kennen. Gilson kommt an Bord und untersucht den kranken Piloten mit den dazugehörigen Kabeln. Ein ernster Gesichtsausdruck verrät uns nichts Gutes. Der Pilot ist im Ruhestand und es muss ein neuer, junger, gut ausgestatteter Kollege her. Jens befürchtet ein finanzielles Desaster bei dem einzigen Spezialisten mitten im Atlantik. Es bleibt keine Wahl. Der neue Kollege wird bestellt und Gilson versichert mit seinem charmantestem Lächeln dass es nur 10 Tage, maybe less , dauern würde. Da der Preis auch noch erträglich ist lächelt auch Jens jetzt sein charmantestes Lächeln und lehnt sich entspannt zurück. Die Tage vergehen. Es gibt allerhand zu erleben und zu sehen. Nette Nachbarn am Steg, nette Gespräche, bei denen wir feststellen, dass wir nicht die einzigen sind, die einen neuen Piloten brauche. Miles und Angela, ein englisches Paar, warten nun schon die 3. Woche auf ihren Piloten.
Jens kommen Zweifel was die Zeitplanung angeht. Nach 10 Tagen fragt er nach ob es schon Neuigkeiten von dem Piloten gäbe. Die Antwort ist ein strahlendes Lächeln, diesmal mit Achseln zucken. Heute schreiben wir den 31.01.2016.  Fünf Tage später muss Jens erfahren, dass Gilson der Spezialist leider im Krankenhaus ist. Dann steht der Karneval an. Das ist eine Zeit in Mindelo wo alle Menschen ausgelassen feiern, tanzen und kaum an Arbeit auch nur gedacht wird.
Jens schraubt schon mal den Rentner raus und bereitet alles für den neuen Kollegen vor. Das heißt, neue Leitungen ziehen und Befestigungen bauen. Alle Vorbereitungen sind getroffen , Jens hat es aufgegeben zu fragen und wir freuen uns, dass uns die Mitarbeiter im Ship Shop immer noch lächelnd begegnen. 
Und dann, wenn man keine Erwartungen hat, passiert plötzlich etwas  Unerwartetes. Gilson kommt Freude strahlend mit dem neuen Kollegen in der Verpackung und flüstert Jens zu, das ist der Pilot für die Engländer, den bauen wir bei euch ein. Jetzt zeigen wir unser charmantestes Lächeln. 
Am 13.02.2016 nach 23 Tagen kommt Jens mit leuchtenden Augen aus den Tiefen des Schiffs und ruft: " Alles funktioniert ".
Das Glück ist vollkommen als Gilson die Rechnung bringt. Da Jens alles alleine eingebaut hat werden die veranschlagten 3 Technikerstunden von 344.- € von der Rechnung abgezogen. Mit so viel Entgegen kommen hätten wir nicht gerechnet.
Am Ende der Geschichte steht die Erkenntnis: 
Zeit ist eine relative Größe,
Erwartungen  werden zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, 
ein Lächeln zur richtigen Zeit kann Berge versetzen
und wenn alles funktioniert setzten wir unsere Fahrt fort.


Mittwoch, 10. Februar 2016

Karneval in Mindelo

Drei Tage Karneval in Mindelo bedeutet ununterbrochen extrem laute Musik in der Stadt, die so laut bis zum Boot trägt, dass die Bässe und vor allen Dingen der Rhytmus der allgegenwärtigen Trommelmusik einem das Bauchfell erzittern lassen.
Dazu kommt der Schwell im Hafen, der Lili an den Leinen zerren läßt und uns zusätzlich am Schlafen hindert. Hier wird aber zur Zeit sowieso nicht viel geschlafen. Karneval ist eine ernste Sache. Hier wird an jedem Umzugswagen, an jedem Kostüm und an jeder Choreografie monatelang gearbeitet. Das Ergebnis stellt unsere kärglichen Karnevalserfahrungen dann auch deutlich in den Schatten. Gut das die Straßenlaternen hier nicht vorhanden oder richtig hoch sind. Die Tänzerinnen agieren in schwindelnder Höhe.
 



  Alle sind unterwegs, überall wird getanzt. Im Cafe wird der Kaffee mit Hüftschwung serviert, auf den Arbeitsbooten tanzt die Besatzung. Alle haben gute Laune, die Beigeisterung steckt an, allerdings hapert es bei uns noch mit dem Hüftschwung.
Auffällig ist die Integration aller Bevölkerungsgruppen. Egal ob Menschen mit Behinderungen, ob arm, ob wohlhabend, alle sind bei den Umzügen vertreten. Akrebie und Kreativität kennen keine Grenzen.





 




















 Diese Kapitäne sind Menschen ohne feste Arbeit. Alle Achtung, dass sie trotzdem die Energie besitzen eine eigene Karnevalsgruppe auf die Beine zu stellen. Das macht sie stolz und sie bekommen einmal im Jahr Applaus.



Ganz zu Recht wird der Karneval auch "Karneval do Brazil" genannt. Wir waren schon ganz gespannt auf die Schönheiten. Und....... wurden nicht enttäuscht. Hier ein kleiner Eindruck dessen was die Veranstaltung aufregend macht. Nicht alleine das Kostüm, sondern vor allem Temperament der Tänzerinen lässt die Herzen höher schlagen.








Ja und das war zu später Stunde doch noch einmal der Versuch mit Hilfe eines Tänzers den perfekten Hüftschwung hinzulegen.

Samstag, 6. Februar 2016

Ausflug nach Sao Antao-So was Tolles!

Unser Ausflug nach Sao Antao wird uns unvergesslich bleiben. Die Insel ist nicht nur landschaftlich total Klasse, auch die Menschen dort sind unglaublich freundlich. Anders als in Mindeloh, der Großstadt, in der wir ständig mit bettelnden Kindern und auch Erwachsenen konfrontiert sind, sehen die Menschen hier in den Touristen Gäste, die ihre angebotenen Dienste nutzen und dafür fair bezahlen. Wie auf fast allen Inseln ist der Süden von Sao Antao karg und ohne nennenswerte Vegetation.


 
 Mit den "normalen" Aluguer, der zu festgesetzten Preisen, wie ein Bus, ohne Fahrplan, alle Strecken auf der Insel abdeckt, fahren wir kreuz und quer über die Insel. Das ist toll. Toll, weil es super Musik, nette Fahrer und Mitfahrer/innen gibt und weil wir uns keine Gedanken über Haltestellen und Rückfahrten machen müssen. Dieses Verkehrsmittel ist einfach nur Klasse. Die erste Fahrt führt uns an den Krater von Paul, dort beginnt unsere erste Wanderung.
Im Krater wird Landwirtschaft betrieben. Wir müssen zunächst zum Kraterrand ansteigen. Die Stecke ist in unserem Reiseführer als mittelschwer beschrieben. Oben angekommen sind wir nicht nur außer Atem sondern auch gefühlt am Ende unsrer Kräfte. Mittelschwer wahrscheinlich für jeden Anderen aber nicht für Segler.














Oben angekommen ertstreckt sich ein wunderbarer Blick in die Rebeira do Paul. In ca. 20 km Entfernung können wir von hier oben das Meer sehen-Phantastisch! Jetzt beginnt der Abstieg. Vor uns öffnet sich ein Weg, teilweise Schotter, teilweise gepflastert aber stolze 10-15% Gefälle. Da ist Vorsicht geboten und anstelle des leichten, federnden Ganges der geübten Bergsteiger überwinden wir die Strecke in kleinen vorsichtigen Tribbelschritten. Die belohnenden Blicke und Momente entschädigen uns aber reichlich

 Nördlich der 1.900m hohen Berge finden sich sehr fruchtbare Steilhänge und schmale Täler in denen Kaffee, Bananen und Gemüse angebaut werden. .
Unterwegs kaufen wir von uns entgegenkommenden Frauen Kaffee und werden später zum Kaffee von einer alten Frau eingeladen. Im ersten Dorf angekommen sind wir froh ein Aluguer Taxi zu treffen, das uns die restliche Strecke mitnimmt und wir uns etwas ausruhen können.









Abends in Ponta do Sol hatten wir ein schönes und preiswertes Hotel mit Seeblick gefunden. Bei "Chez Fatima" gab es eine wohltuend heiße Dusche und mit Madgar und René, unseren Tischnachbarn im Restaurant, hatten wir einen schönen Abend. Rundum ein toller Tag.


 Auf diesen Terassenfelder wird in mühsamer Handarbeit und mit einem ausgeklügeltem Bewässerungssystem Gemüse angebaut. Die Bauern im Tal sind alle Pächter der Flächen und müssen trotz der beschwerlichen Arbeit 50% des Erlöses als Pacht abgeben. Eigentlich war doch die Sklavenarbeit abgeschafft.....

In diesen traditionellen Hütten wird noch gewohnt.
Schweinezucht mal anders. Einzelne Familien im Dorf halten sich ein Schwein, können somit ihren Bioabfall direkt verwerten und haben noch eine Einnahmequelle.


Nach weiteren 900 Höhenmetern am nächsten Tag kommen wir zu dem schönsten Dorf der Cap Verden.
Fontainhas. Und spätestens hier macht Sao Antao seinem Namen, Insel der Berge, der Winde des Wassers,
alle Ehre. Wir sind begeistet von den Eindrücken und froh diesen Ausflug gemacht zu haben.
Allerdings können wir uns vor lauter Muskelkater kaum bewegen, aber das war es Wert.





Mittwoch, 3. Februar 2016

überall Saharastaub

Es ist schon unglaublich wieviel Saharastab in der Luft ist. Die Tage an denen ein blauer Himmel zu sehen ist, sind eindeutig in der Minderzahl. Meist herrscht trotz oder gerade wegen des Windes eine extreme Diesigkeit. Da knallt die Sonne auch nicht so sehr, sie ist nämlich kaum zu sehen. Soweit ganz gut für das eigene Wohlbefinden. Dem Schiff gefällt das ganz und gar nicht. Überall liegt seehr feiner Staub. Der Staub ist so fein, dass wir ihn in den Atemwegen nicht wahrnehmen. Aber an Bord sind alle Taue, alle Beschläge und alle Blöcke und Umlenkrollen komplett zugestaubt. Da Wasser sehr knapp ist, können wir das Schiff auch nur schwer sauber kriegen. Eine Sisyphosarbeit. Die Sichtweite beträgt bei starkem Staub nur ca. 500m. Da haben wir aktuell wenig Lust auf Ausflüge. Wir verbringen die Tage mit kleinen Arbeiten am Boot, abendlichen Treffen und lesen.

Ganz großartig hat sich unser Tauchkompressor bewährt. Mit dem Freediver, das ist  eine Tauchausrüstung, die anstelle aus Flaschen die Luft über einen langen Schlauch zum Taucher bringt, konnten wir wieder gut Arbeiten am Unterwasserschiff ausführen. Das Hafenwasser lädt zwar nicht zum Baden ein.....


In der ganzen Stadt spürt man das Karnevalfieber. Die Tanzgruppen trainieren schon seit Wochen und immer wieder gibt es seeehr laute Umzüge. Die Menschen tanzen sich schon mal warm. Montag geht es dann mit dem Karneval do Brazil los. Da es von unserem bestellten Autopiloten nichts neues gibt, außer dass der Techniker im Krankenhaus ist und der Chef des Ladens im Moment in Düsseldorf zr Messe ist, freuen wir uns auch schon auf den Karneval.