Ach, es ist soooo herrlich endlich die Atlantikwelle hinter uns zu haben. Kaum um die Ecke bei Cabo São Vincente gebogen, fühlt es sich so ruhig, so entspannt, so einfach an, zu segeln. Wir atmen auf. Von Portimao segeln wir gemütlich, sanft nach Albufeira, wo uns unsere Freunde Tom und Petra in Empfang nehmen. Petra hat lecker für uns gekocht. Es gibt viel zu erzählen. Unter anderem klärt uns Tom auf, warum es plötzlich so viele Polnische Schiffe in den Häfen gibt. In den südlichen Ländern müssen auch die Schiffe alle zwei Jahre zum TÜV. Hier hat Polen eine Marktlücke entdeckt. Eine Einmalzahlungen von knapp 500€ , die Polnische Flagge ans Schiff und die Sache mit dem TÜV und den Abgaben ist erledigt. Durch Tom und Petra lernen wir HG und Barbara aus Hamburg kennen. Die gemeinsamen Abende sind sehr nett und unterhaltsam. Geschichten werden ausgetauscht, gemeinsame Bekannte gefunden, die Seglerwelt ist klein. Meine Welt ist mit einem Schlag groß geworden. Ich bin eines der 800 Mitglieder einer ORCA WhatsApp Gruppe. Das besondere ist, dass ein Wissenschaftler mit einem Motorboot raus fährt und die Gruppe der Orcas sucht. Somit wissen wir täglich wo sie sich aufhalten. Und wo Angriffe auf Boote stattfinden. Im Moment sind sie zwischen Barbate und Tanger, also direkt in der Mündung zum Mittelmeer. Jeder, der Gibraltar passieren will, muss dort vorbei. Die Direktive lautet im Moment, sehr dicht unter Land, an der 10 Meter Linie zu fahren. Auch wenn man segelt, den Motor mitlaufen zu lassen, um im ungünstigen Fall schnell wegzukommen. Die Annahme stehen zu bleiben und sich tot zu stellen hat sich überholt. Es scheint so, als möchten sie einfach nur nicht gestört werden. Im Mai - Juni zieht der rote Thunfisch vom Atlantik ins Mittelmeer, um vor den Balearen zu laichen. Wer es bis dahin geschafft hat, ist nicht nur den Orcas entkommen, sondern auch den langen Stellnetzen an der gesamten Küste bis Sardinien. Es ist eine Jahrtausend alte Tradition, die Thunfische auf dem Weg zur Eiablage zu fangen, da sie dann am fettreichsten sind. Haben sie abgelaicht , schwimmen sie wieder nach Norden, bis Grönland. Das ist die Zeit, wo die Orcas Gibraltar verlassen und ebenfalls nach Norden schwimmen. So lange wollen wir nicht warten, um durch Gibraltar zu kommen. Wir werden uns an die Empfehlungen der Orca Gruppe halten und ganz vorsichtig unter Land fahren. Bis dahin kommen pro Tag etwa 100 What’s App Nachrichten an. Somit kommt keine Langeweile auf und man weiß immer wer, wo gerade fährt. Ich habe großen Respekt und neige mein Haupt, vor Renauto, der jeden Tag mit dem Boot die Orcas sucht und Riu, der Administrator der Gruppe, der sofort auf alle Fragen antwortet. Heute sind wir erst einmal auf dem Weg nach Culatra, einer wunderschönen Ankerbucht und warten dort auf den passenden Wind, um weiter nach Ayamonte, Rota, Babarte und Gibraltar zu segeln.