Man braucht schon etwas Nachhilfe, um hier klar zu kommen. So stehen wir an der Bushaltestelle, an der Fähre, vor dem Restaurant, in der Markthalle und eigentlich den ganzen Tag mit dicken Fragezeichen in den Augen. Das sehen die Touristenfänger und laufen hinter uns her, wie hinter einer läufigen Hündin. Irgendwann gewinnt immer der Andere. Die Englisch-sprachigen sind klar im Vorteil. Wenigstens kann man dann mal fragen, wo ist der Markt, wie komme ich zur Bushaltestelle, wann fährt die Fähre.
Fragen über Fragen. Die Antworten sind dann genauso vielfältig wie ein bunter Strauß Blumen. Keiner weiß was Genaues, aber jeder erzählt mit Inbrunst und voller Überzeugung seine eigene Version. Klar ist, nichts ist klar.
Allerdings hat man dann wieder einen ständigen Begleiter, der einem die günstigsten Restaurants zeigt, die beste Möglichkeit gerade heute Rum zu kaufen, Zigarren, nirgends so günstig wie bei ihm. Irgendwie brauchen wir sie, aber sie brauchen uns ganz bestimmt. Gestern hat uns Emilio angesprochen, ob er uns nicht mit seinem Fahrrad eine Runde fahren könnte. Gerne auch zwei bis drei Stunden. Jens steht schon die Panik in den Augen. Wie soll das gehen??? Emilio besteht nur aus Haut und Knochen und soll uns beide, wohlgenährt und bepackt mit Rucksack durch die Gegend fahren. Widerwillig lenkt Jens ein, denn das ist die einzige Möglichkeit das Emilio heute etwas verdient. Er strampelt uns an Barcadi vorbei zu dem berühmten Friedhof “Cementerio Santa Ifigenia“, wo neben den berühmten Freiheitskämpfern und prominenten Familien jüngst Fidel Castro beerdigt wurde. Emilio schwitz, kommt mit uns kaum den Berg hoch und zeigt uns voller Stolz sein Land. Er freut sich als wir ihn bezahlen. Nicht jeden Tag verdient er in der Stunde fünf Euro und wird noch auf ein Bier eingeladen.
Es gibt Läden, bzw. Lebensmittelgeschäfte wo nur mit der Touristenwährung CUC
Es gibt Läden, bzw. Lebensmittelgeschäfte wo nur mit der Touristenwährung CUC
bezahlt werden kann. Dort kann man auch fast alles kaufen. Nudeln, Dosentomaten, Kindernahrung, Bier, Limonade. Nur kein Toilettenpapier. Alles etwas günstiger als in Deutschland. Wir treffen auf einen Mann, der uns erzählt er sei Professor für Englisch. Er verdient im Monat 13 CUC. Das sind 13 Euro !!!!!!!. Er braucht eine Brille, sonst kann er seinen Beruf nicht ausüben. Die kostest 5 CUC. Das Geld hat er nicht. Ob wir ihm aushelfen können. Jetzt kann man denken, dass das eine clevere Geschichte ist, um uns auf charmante Weise anzubetteln. Tatsächlich ist es so, dass Staatsbedienstete, egal ob Arzt, Hochschulprofessor oder Polizist, alle das Gleiche verdienen. Wer da keine Kontakte ins Ausland hat, oder eine inoffizielle Nebenbeschäftigung, kann seinen Kindern keinen Rucksack für 20 CUC kaufen. Wir fahren täglich in die Stadt. Santiago de Cuba ist die heimliche Hauptstadt Kubas.
Die „ Perle des Oriente „ hat so viel zu bieten, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Wenn wir abends wieder unsere Oase betreten sind wir erschlagen von den Bildern, den Geschichten und Eindrücken. Es ist mehr als nur ein Land bereisen. Hier spürt man gelebte Geschichte, immer noch den Hauch der Revolution, den Stolz der Menschen auf ihr Land, die Liebe zur Musik und zur Kunst. Die Bilder und die Musik sind berauschend.
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