Oder 24 Std Achterbahn fahren. Um auf die Bahamas zu kommen, mussten wir die Meerenge zwischen Kuba und Haiti passieren. Die Windward Passage. Wir hatten uns den Mittwoch ausgeguckt, da der Wind laut Wettervorhersage erst leicht von Nord und dann aus Ost kommen sollte. Um die 20 kn, wunderbar. In der Annahme kurz unter Land zu segeln, um somit weniger Wind zu bekommen, sind wir Mittwoch morgen um 8:00 los. Die erste Stunde war ein Traum. Nach ersten Hochrechnungen wären wir abends in der Ankerbucht. Die Nacht dort zu schlafen, um am nächsten Morgen entspannt weiter zu fahren. Alternativ, wenn es gut läuft, auch durch zu fahren. Dann fing es an, der Wind dreht langsam aber sicher auf Ost. Genau von vorne, die Wellen werden beachtlich und die Strömung, die wir nicht bedacht hatten, steht ebenfalls gegen uns. Wir sind fleißig und kreuzen ca. 50 sm gegenan. Bei 30 Kn wahrem Wind wird es langsam eng. Die Wellen schlagen ungebremst an Deck und über uns hinweg. Wir sind dauerhaft klatschnass. Das Wasser läuft in die gute Stube. Jens lässt mich wissen, dass wir zu jeder Zeit umdrehen können. Der scheinbare Wind zeigt schon mal 39 kn. Ich setzte in Gedanken die Marke bei 35 Kn wahrem Wind von vorne. Dann würde ich kapitulieren und wäre bereit jede mühsam erkämpfte Seemeile herzugeben. Ich gebe das Ruder nicht aus der Hand, nur so kann ich die aufkommende Seekrankheit abwettern. Dafür kommt Jens, ganz fahl im Gesicht und fragt nach einer Tablette gegen die Seekrankheit. Oh je, was jetzt. Das darf auf keinen Fall passieren, dass Jens ausfällt. Nachdem wir gemerkt haben, dass uns die Strömung kreuzend fast auf der Stelle hält, muss der Motor herhalten. Unter Motor fahren wir immerhin zunächst 3 Kn in die richtige Richtung. Als die Logge nur noch 1,9 Kn zeigt sind wir ziemlich ratlos. Gegen Mitternacht erreichen wir die Ankerbucht, die wir eigentlich um 17:00 erreichen wollten, können diese aber nicht bei Dunkelheit anlaufen. Der Motor gibt Alles und wir versuchen abwechseln eine Spur von Schlaf zu ergattern. Lili gibt auch Alles. Wenn sie mit aller Wucht in das Wellental fällt, glaubt man sie könnte zerspringen. Sie ist einfach zu schwer beladen. Was aber nicht nur an den drei Flaschen Rum liegen kann, die ich vor dem Kubanischem Zoll im Vorschiff versteckt habe. Morgens um 8:00 sind wir endlich an der Westspitze Kubas und können Kurs auf die Bahamas nehmen. Der Wind hat gedreht, bläst jetzt mit 20 Kn, wir können Segel setzten. Maximale Höhe laufend wird es ein schöner Segeltag. Ein englisches Paar, Gale und Tim haben mit uns zusammen Santiago verlassen. Mit Ihrer Trintella 44 mussten sie die gesamte Zeit, ca. 40 Std., motoren. Wir konnten immerhin die Hälfte der Strecke segeln. 20:00 fällt der Anker irgendwo vor dem Strand von Great Inagua. Wir sind total erschöpft. Der Magen knurrt, er hat zwei Tage nichts Vernünftiges bekommen. Jens kümmert sich um das Schiff, ich um die Küche und dann fallen wir ohnmächtig ins Bett. Diese Strecke war die bisher anspruchsvollste Strecke unsere gesamten Reise. Wenn das ein Vorgeschmack auf die Rückreise ist, dann kann ich jeden gut verstehen, der sein Schiff per Deckslast nach Hause bringen lässt. Fotos konnten wir erst machen als der Wind nachließ....um sie in den Blog hochzuladen reicht das Internet hier nicht aus. Mal sehen, ob das morgen mit einer Simkarte klappt?
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