Wie aus einer Idee Wirklichkeit wird.
Im August 2020 liegen wir in einer spanischen Ankerbucht im Mittelmeer. Ich hatte mir den Arm gebrochen und war zum Nichtstun verdammt. Der Blick schweift den ganzen Tag durch die Gegend und bleibt plötzlich an einem interessanten Schiff hängen. Jens, ebenfalls interessiert, paddelt zu diesem unbekanntem Objekt und stellt fest, es ist eine JPK. Ein französisches Schiff, gebaut in Lorient. Diese Art von Boot ist neu. JPK ist eigentlich bekannt für den Bau von Regattaschiffen. Jetzt ist Jens Neugierde nicht mehr zu bremsen. Das Internet wird befragt und festgestellt, dass dieses Boot, eine JPK 38 fast Cruiser ist, die auch mit Schwenkkiel gebaut wird. Jetzt gibt es kein Halten. Jens ruft am nächsten Tag in der Werft an und erkundigt sich nach diesem Boot. Bis Oktober reift der Plan nach Frankreich zu fahren und dieses Schiff aus der Nähe zu betrachten. Die Werft ist klein, gebaut werden 3 Typen von Regattabooten und die 38FC. Wir schauen uns eine 38FC an, die zum Verkauf steht. Mit allem ausgestattet, sehr guter Zustand, 5 Jahre alt. Aber für Jens leider in der Naviecke zu niedrig. Da erzählt uns JP oder Jean Pierre, der Werftbesitzer, dass eine 39 FC in Planung ist. Wir schauen uns einen ersten Entwurf im Seitenriss an, schlafen eine Nacht und bestellen am nächsten Tag ein Schiff, von dem wir weder genau wissen wie es aussehen wird, noch wo wir preislich landen. Eine gewagte Entscheidung , aber Jens ist fest davon überzeugt, dass es richtig ist. JP nimmt den Auftrag regungslos zur Kenntnis. Kein Handschlag, kein Kaffee, kein Zettel mit einer Bestätigung, absolut nichts. Wir sind ziemlich irritiert ob der formlosen Bestellung. Wochen später kommt dann die Aufforderung für eine Anzahlung. Jetzt wissen wir, es hat geklappt. Voraussichtlicher Liefertermin 04. 2023 !!!! Jens beginnt schon mal gedanklich mit der technischen Ausstattung, fragt mehrmals per Mail nach Konstruktionszeichnungen und wird immer ungeduldiger, da keine Antwort auf die Mails kommt. Diese Art der Kommunikation kennen wir nicht. Wir lernen uns in Geduld zu üben. Dann kommt die gute Nachricht, Lili wird schon im Oktober 2022 fertig. Ab jetzt kann Jens mit der Werft sprechen, Ideen einbringen und Wünsche äußern. Im Juli 2022 fahren wir zur Werft und besprechen die Options Liste. Wir sind begeistert von der Qualität des Bootsbaus, der Professionaltät der Mitarbeiter und dem Fortschritt beim Bau unserer neuen Lili. Jens fährt in den nächsten Wochen noch zweimal zur Werft. Zwei voll beladene Anhänger mit Bootssachen. Immerhin müssen meine Küchenutensilien alle mit. Mit Argusaugen wird beobachtet was ich einpacke. Nicht zu viel, wo soll das alles hin, denk an das Gewicht…….Ich denke in erster Linie daran, dass wir auf unbestimmte Zeit an Bord sein wollen und ich mich nicht nur mit einem Topf begnügen kann!!!!!! Anfang Oktober 2022 ist es dann soweit. Unser Zuhause in Wedel ist winterfest. Nochmal voll beladen fahren wir mit unserem Auto nach Lorient. Antje und Ulli kommen mit. Schließlich ist Antje Taufpatin und trägt somit eine große Verantwortung. Montag den 21.10.2022 kommt der Transporter und bringt Lili von der Werft nach „La Base“, in den Yachthafen. Uns geht das Herz auf. Was für ein schönes Schiff hängt da am Kran. In den nächsten Tagen kommt der Mast, die Segel und alles was benötigt wird, um ein Boot segelfertig zu machen. Aber……. was ist mit der Küchenausrüstung. Wo ist die Besteckschublade, die Fächer für Gläser und Geschirr. Ich stehe ratlos in dem großen Salon mit seinen vielen Staufächern und weiß nicht wohin mit meinen vielen Kisten mit Küchenequipment. Jens erkennt meine Verzweiflung und fährt mit mir von Baumarkt zu Baumarkt zu Supermarkt….. wo auch immer hin, nur dass ich, mit Zollstock bewaffnet, auch die richtigen Kisten finde, die ich zum Stauen brauche. Nach Tagen und wiederholten Besuchen von Baumärkten und Küchengeschäften, bin ich ganz zufrieden mit der Organisation. Jetzt kann ich mich dem eigentlichen Thema, segeln, widmen. Meine Zweifel, ob ich mit den vielen bunten Leinen, die den Cockpitboden bedecken, klar komme, steigt von Stunde zu Stunde. Für was sind die alle? Ich fühle Panik in mir aufsteigen. Geschweige die Elektronik. Wie funktioniert der Plotter, das Bugstrahlruder, die Navigation. Eine große Unbekannte tut sich auf. Ich versuche erst gar nicht irgendeine Bedienungsanleitung zu lesen. Ich vertraue wie immer auf Jens, der mir dann mit einfachen Worten erklären muss wie was funktioniert. Gestern haben wir uns ein Herz gefasst, sind in den Vorhafen gefahren, Segel hochgezogen und haben eine Ahnung davon bekommen, wie es sich anfühlt sie zu segeln. Ich fange an mich zu entspannen. Wir werden viel Zeit haben, um zu üben. Der Wetterbericht für die nächsten Tage meint es weiterhin nicht gut mit uns. Wind aus Süd-West, viel Wind und Welle. Wir bleiben hier in Lorient, freuen uns über unsere neue Lili und wachsen mit ihr langsam zusammen. Rückblickend lässt sich folgendes sagen: Die anfängliche Sprachlosigkeit der Werft war mit dem Moment zu Ende als unser Schiff in der Bauphase war. Ab dann gab es eine rege Kommunikation. Volle Konzentration auf die wichtigen Dinge. Wir haben gelernt, es wird dann kommuniziert wenn es notwendig ist und nicht wenn man nicht dran ist. Die Werft, JP und alle Mitarbeiter haben alles dafür getan, dass wir uns wohl fühlen mit der neuen Lili. Die damals etwas waghalsige Entscheidung hat sich als ein Glücksgriff herausgestellt. Würden wir heute bestellen, müssten wir 4 Jahre warten. Wir sind sehr zufrieden mit Allem.
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