Wir üben uns in Geduld, hecheln dem Wind hinterher. Gefunden haben wir ihn immer noch nicht. 40. Breitengrad, da soll er nach den Gribfiles sein. Also haben wir die letzten Tage dazu genutzt, um weiter nach Norden zu kommen. Gestern dann die Nachricht von Claus, lieber nicht so hoch, euch kommt der Wind sonst entgegen. Wir versuchen mit allem was wir haben den Wind zu fangen. Die ersten beiden Tage geht das mit Genacker und Windsteuer wunderbar. Dann kommt der Wind weiter von hinten. Jetzt muss der Spinnacker raus. Mit 5Kn Wind tut der sich schwer und will sehr sorgsam von Hand gesteuert werden. Das erfordert unsere ganze Konzentration. Stündlich wechseln wir uns ab. Gerne würden wir den Autopiloten bitten, aber der versagt uns mal wieder den Dienst. Ohne Windfahnensteuerung wär nichts für uns. Für die Nacht muss eine andere Lösung her. Das Vorsegel wird ausgebäumt und das Großssegel kommt auf die andere Seite. So haben wir die größte Windangriffsfläche. Mit 4 Kn Fahrt und im Seegang schlagenden Segeln geht es in die Nacht. Der Wind dreht weiter. Genua auf die andere Seite. Mal sehen ob das besser geht. Wir kreuzen vor dem Wind. Dadurch wird die Gesamtstrecke um etwa 30% länger. Schöne Aussichten, wenn noch 1400sm auf der Uhr stehen. Jens berechnet, gefühlt stündlich, unsere Ankunftzeit auf den Azoren, nun allerdings nicht mehr in Stunden, sondern in Tagen. Während die Segel schlagen, das Rigg klappert und wir darüber nachdenken, welchen Belastungen die Segel ausgesetzt sind, quittiert das Vorsegel seinen Dienst. Es fällt einfach nach unten, bis ins Wasser. Wir brauchen einen Moment um zu verstehen, was passiert ist. Fest steht, das Segel muss erstmal wieder an Deck. Das Fockfall ist nun ganz oben im Mast und Vorsegel an Deck.
Jens muss in den Mast und das bevor der herannahende Regen und vielleicht noch mehr Wind und Wellen kommen. Zum Glück ist die Welle moderat. Also rein in den Bootsmannsstuhl und darauf vertrauen, dass ich an der richtigen Leine zum richtigen Zeitpunkt ziehe. In 17 m Höhe wird aus der Schaukelbewegung des Schiffes eine Achterbahnfahrt, bei der Jens am Spifall hängt und sich gut festhalten muss.
Was war passiert? Der schöne Wichard-Schnapp-Schäkel, der das Fall mit dem Segel verbindet, hatte sich einfach mal geöffnet. Es hat alles gut geklappt. Jens ist heil wieder unten angekommen, das Segel ist wieder da wo es hin gehört und wir warten weiter auf den Wind. Und jetzt werden alle Schnappschäkel an wichtigen Leinen abgeschnitten.
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